Responsive Teaching: Angepasst an die Lernenden

Lukas Weingarten 6. April 2022


Meist haben Lernende keinen oder nur wenig Einfluss auf den Verlauf und die Inhalte einer Lehrveranstaltung. Der Ablauf ist fest definiert und setzt ein bestimmtes Vorwissen der Teilnehmenden voraus.

Während solch statische Lehrveranstaltungen leicht zu planen sind und mit einer hohen Wiederverwendbarkeit von Lehrinhalten und Materialien locken, bringen sie auch wesentliche Nachteile mit sich.

Durch unterschiedliche Vorkenntnisse werden einige Lernende mit dem Stoff überfordert sein, während sich andere langweilen, weil sie längst über das vermittelte Wissen verfügen. Ebenso werden die Interessen der Lernenden oft nicht berücksichtigt.

Was wäre also, wenn man die Lernenden aktiv in die Gestaltung und den Ablauf miteinbezieht?

Diese Art der Gestaltung von Lehrveranstaltungen nennt sich "Responsive Teaching".

Beim Responsive Teaching kann sich der Verlauf einer Lehrveranstaltung in mehrere Richtungen bewegen. Dazu ist es nötig, die Lernenden zu beobachten und je nach Kenntnisstand und Interessen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Entscheidungen zu treffen.

Was können und wollen die Lernenden?

Je größer eine Lehrveranstaltung ist, desto schwieriger ist es, alle Lernenden im Auge zu behalten. Bei kleineren Gruppen wird oft durch die direkte Interaktion im Laufe der Veranstaltung klar, wo es hingeht. Um das bei größerem Publikum herauszufinden, eignen sich anonyme Umfragen, welche in Echtzeit ausgewertet werden können. Nur so wird eine hohe Beteiligung sichergestellt und Entscheidungen können schnell gefällt werden.

Während sich Formative Assessment auf den Lernstand und die allgemeinen Fähigkeiten fokussiert, sollten hier auch die Gedankengänge und Stimmung der Teilnehmenden erfasst werden. In bestimmten Abständen wird dann ein Mix aus Fragen in kurzen Umfragen bereitgestellt und analysiert.

Ebenso bietet es sich an, dem Publikum einen Ort für offene Fragen zur Verfügung zu stellen. So werden parallel zur Veranstaltung Fragen und Anmerkungen gesammelt, welche dann zu bestimmten Zeiten ausgewertet werden können.


Tools wie Particify bieten einen Q&A-Bereich, in welchem anonym Beiträge verfasst und bewertet werden können.

Flexibilität planen

Um eine hohe Anpassungsfähigkeit zu erreichen, ist die Planung wichtiger denn je. Durch das Abbiegen in verschiedene Richtungen müssen viele mögliche Szenarien geplant werden. Hierfür muss festgelegt werden, wann und wohin sich der Unterricht bewegen können soll.

Trotz der verschiedenen Möglichkeiten, im Laufe der Veranstaltung, sollten die Lernziele klar definiert sein. Nur so können Fortschritte erkannt und geeignet auf diese reagiert werden.

Am einfachsten ist es, wenn die Teilnehmenden mehrere Richtungen präsentiert bekommen und die Abzweigungen zu bestimmten Zeitpunkten bereits definiert sind. Auch wird es oft nicht gelingen, alle Möglichkeiten mit den Lehrinhalten abzubilden.


Vor allem bei asynchronen Lernformaten können Inhalte für viele verschiedene Szenarien bereitgestellt werden. Dann können die Teilnehmenden ganz in Ruhe ihren individuellen Weg gehen. Wichtig ist nur, dass alle das gleiche Ziel erreichen.

Abschließende Worte

Mit Responsive Teaching kann den Lernenden ein individuelles und angepasstes Lernerlebnis geboten werden. Auch wenn die Planung solch flexiblen Unterrichts mehr Zeit und Finesse bedarf, wird sich der Aufwand in den meisten Fällen lohnen. Nachdem man mit der hohen Anpassungsfähigkeit zunächst erst einmal warm werden muss, können schnell Routinen entwickelt werden. Alle Entscheidungen abseits des roten Fades müssen mit Bedacht gewählt werden, um negative Entwicklungen zu vermeiden.

Mein Tipp: Um mit Responsive Teaching einzusteigen, reicht es bereits den Teilnehmenden an einem bestimmten Punkt zwei verschiedene Möglichkeiten zu bieten. Fangen Sie klein an!